Meldungen aus dem Bezirksverband Nordbaden
Meldungen aus dem Bezirksverband Nordbaden

Verstörende Kriegsdenkmäler nicht abreißen, sondern kommentieren

Vor einigen Tagen hat BM Dr. Albert Käuflein für die Stadt Karlsruhe eine kommentierende Tafel beim Kriegerdenkmal im Innenhof des Rathauses angebracht. 

In den Kommentaren zu seinem FB-Beitrag vom 17. Juli 2025 wurde teilweise heftig der Abriss dieses Denkmals gefordert.

Hier meine Gedanken dazu:

Ein Teil der Kriegsdenkmäler sind ursprünglich errichtet worden, um an gewonnene Schlachten zu erinnern. Andere sind errichtet worden, um an die Toten der Gemeinde zu erinnern, die im Krieg getötet wurden. Diese Denkmäler haben aus unserer heutigen Sicht einen Ausdruck, der uns mehrheitlich missfällt oder schwer erträglich ist. Wenn solche Denkmäler dann in den Fokus geraten, wird auch immer der Abriss gefordert.

Meines Erachtens sollten diese steinernen Zeitzeugen nicht beseitigt werden. Alte Denkmäler zu zerstören, heißt auch, geschichtliches Erinnern zu beseitigen. Sicherlich ist es bei manchen Denkmälern hilfreich, den historischen Kontext mit Informationstafeln zu erläutern. Für uns heute sollte es wichtig sein zu verstehen, wie es zu diesen Denkmälern hat kommen können, die für uns heute verstörend sind. Gerade dieser historische Hintergrund erscheint mir für die Gegenwart wichtig. Diese Denkmäler können somit ein Lernort werden. Es erscheint mir auch zu einfach, Dinge zu beseitigen, die stören. Eine kritische Auseinandersetzung ist aus meiner Sicht zielführender.

Und zuletzt darf nicht vergessen werden: Diese Denkmäler wurden auch errichtet, um an die getöteten Soldaten des Ersten Weltkrieges zu erinnern. Sie waren oft auch Ersatz für die nicht vorhandenen Gräber, ein Ort der Trauer für die Familien und Freunde der Toten. Die Liste der Getöteten und Vermissten ist in dem hellen Stein rechts und links der Statue fast nicht zu erkennen. Die Liste ist lang.

Und ja, ein Teil dieser Denkmäler wurden mit einer Ideologie angefüllt, die menschenverachtend war und den nächsten Krieg vorbereitet hat. Diese Ambivalenz zwischen tröstendes Erinnern und politischer Botschaft der Denkmäler auszuhalten ist in der Tat schwer. Aber wenn wir diese herausfordernden Denkmäler als Lernort betrachten und dafür entsprechend kommentieren, sollen sie m.E. im öffentlichen Raum stehen bleiben. Damit wir darüber nachdenken, wie es zu diesem Denkmal gekommen ist.